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Citizen Interview mit Alina – Franz Zeiler von Wettermelden.at

Franz Zeiler am Peilstein © Franz Zeiler

In dieser Serie interviewe ich Citizen Scientists aus den verschiedensten Projekten, die auf Österreich forscht gelistet sind. Mein Ziel ist, die Vielfalt der Projekte und ihrer Teilnehmer*innen abzubilden sowie zu erforschen, wie Menschen auf Citizen Science stoßen, was für Aufgaben sie in ihren Projekten erfüllen und was sie an dieser Tätigkeit begeistert.

Dieses Mal habe ich mit Franz Zeiler vom Projekt Wettermelden.at gesprochen.

Guten Tag! Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen?

Ich bin am Land sehr naturverbunden aufgewachsen und habe deshalb auch schon in der Kindheit Wettererlebnisse gehabt, damals vor allem mit Schnee. Nach der Matura bin ich nach Wien übersiedelt, und habe Informatik und Mathematik studiert. Danach bin ich in der Privatwirtschaft gelandet, wo ich bis zur Pensionierung geblieben bin. Als die Pension immer näherkam, habe ich meinen Hang zum wissenschaftlichen Arbeiten wieder aktiviert und mich mit Meteorologie und Klimaforschung beschäftigt. Das hat sich auch recht gut mit meinen anderen Hobbys vereinen lassen: Bergsteigen und die Fotografie. Ursprünglich habe ich primär meine Bergtouren dokumentiert, in den letzten 7-8 Jahren ist der Schwerpunkt aber in Richtung Wetterphänomene gewandert, besonders extreme oder außergewöhnliche Wetterereignisse, zum Beispiel Gewitter, bizarre Eiserlebnisse oder Lichterscheinungen (Fotogalerie s. u.).

Wie sind Sie auf das Projekt Wettermelden.at gestoßen?

Also in der Zeit, in der ich begonnen habe, mich mit Meteorologie und Klimaforschung zu beschäftigen, habe ich mich auch mit dem Gedanken gespielt, nochmal ein Studium zu machen. Durch eine Zufallsbekanntschaft bin ich damals auf den Verein Skywarn aufmerksam gemacht worden, hab mir das dann genauer angeschaut, vor allem das Forum, und war begeistert von der Wetterdiskussion. Da bin ich dann eingestiegen, habe sehr viele Diskussionspartner*innen gefunden und mich kompetenzmäßig weiterentwickelt. Das hat mir besser gefallen, als mich nochmal auf die Schulbank zu setzen, und ich konnte mich ja trotzdem privat weiterbilden. Von 2015 bis 2017 war ich sogar Obmann des Vereins, obwohl das ursprünglich nicht mein Ansinnen war, weil ich schon Jahrzehnte beruflich im Management tätig war – ich wollte ganz einfach fachlich, wissenschaftlich, auf der untersten Ebene meine Kompetenz erweitern. In der Zeit als Obmann habe ich auch meine Kontakte zur ZAMG intensiviert, weil das Projekt „Trusted Spotter Network" ein Kooperationsprojekt zwischen dem Verein Skywarn, der ZAMG und dem Unwetterforschungsinstitut in Wiener Neustadt war. Gemeinsam mit dem Projektleiter bei der ZAMG, Thomas Krennert, und einigen Vereinsmitgliedern von Skywarn habe ich für Wettermelden.at Ideen gewälzt und Konzepte mitgestaltet. Ich bin aber mittlerweile aus persönlichen Gründen aus Skywarn ausgestiegen, aber als Einzelperson mit der ZAMG weiter in Verbindung geblieben. Über Thomas Krennert habe ich mich weiterhin beim Projekt Wettermelden.at engagiert und vor allem Fotomaterial zur Verfügung gestellt.

Also Ihre Aufgabe jetzt ist noch das Weiterentwickeln von der Plattform?

Ich unterstütze Thomas Krennert nach wie vor nach Bedarf. In den regelmäßigen Trusted Spotter Network-Workshops, die von der ZAMG organisiert werden, und aus denen Wettermelden.at ja schlussendlich hervorgegangen ist, halte ich noch immer Vorträge, die meine hobbymeteorologischen Tätigkeiten zum Ausdruck bringen.

Kommen wir zum Wetter an sich – was war bisher Ihre größte Herausforderung ?

Naja, extreme Wetterereignisse sind oft sehr schadensträchtig und da hab ich schon einiges erlebt. Die größeren Katastrophen hab ich hier wo ich wohne erlebt, das waren zwei Mal extreme Hochwasser mit Toten; 1991 ist eine Flutwelle durchs obere Triestingtal gerauscht – ich habe damals gerade Haus gebaut, und die 6 Meter hohe Flutwelle hat massive Schäden angerichtet. 1997 ein sehr heftiges Hochwasser, ausgelöst durch ein Mittelmeer-Karpaten-Tief, das vom Osten her den Niederschlag gebracht hat. Und im Dezember 2014 hatten wir eine Eisbruchkatastrophe, sehr lokal von der Hohen Wand über die Gutensteiner Alpen. Das war eine Wettersituation, bei der es unten sehr kalt war, also eine Inversionslage, mit starkem Nebel und Raueisbildung in den Wäldern (s. Foto). Dann ist vom Mittelmeer eine Warmfront aufgeglitten und hat reingeregnet – diese Lasten konnten die Bäume nicht tragen, da hat's ganze Wälder umgelegt. Und damals habe ich mich dann auch ziemlichen Gefahren ausgesetzt beim Dokumentieren der Schäden. Das hat mich insofern sehr nachhaltig beeindruckt, weil mir da bewusst geworden ist, wie klein der Mensch gegenüber der Natur ist, und das hat meinem Interesse zum Wetter und Klima einen richtigen Schub gegeben. 

Eisbruch Hocheck © Franz Zeiler

Was war bisher Ihre spannendste Beobachtung?

Es gibt ja Ereignisse, die fast in Sekundenschnelle kommen, also die wirklich in kürzester Zeit eine Emotion auslösen. Die hatte ich natürlich beim Bergsteigen, weil da die Wetteränderungen meistens sehr schnell und oft abrupt ablaufen. Ich bin da zwar sehr vorsichtig und informiere mich nicht nur übers Wetter, sondern beobachte auch während der Tour die Wetterentwicklung. Aber es gibt manchmal Situationen, wo der Rückzug nicht mehr geht, weil das Zurück weiter ist als das Nachvorne. Ich kann mich erinnern, vor ungefähr 30 Jahren bin ich auf einem Klettersteig gewesen, und mich hat ein Gewitter überrascht. Ich kannte Blitze und Donner von Gewitterbeobachtungen, aber was ich nicht gewusst habe, ist, wie sich Elektrizität anfühlt. Also damals hatte ich richtig Angst. Ich habe natürlich alles weggelegt, was vielleicht einen Blitz anziehen könnte, und hab mich irgendwo zusammengekauert und gewartet – zum Glück war nach 10 Minuten das Ärgste vorbei. Das sind schlimme Erlebnisse. Nichtsdestotrotz: Das ist auch Natur. Also für mich war das kein Grund, mit dem Bergsteigen aufzuhören.

Wie stehen Sie zur Einbindung der Bevölkerung in die Wissenschaft? Was ist ihr Zugang zu Citizen Science?

Find ich absolut wichtig und ich für mich würde sagen, wenn ich die Kontakte zur ZAMG nicht gefunden hätte und mich so wie jetzt zu den Themen Meteorologie und Klimaforschung einbringen würde, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass ich irgendwie versucht hätte, mich bei Citizen Science zu engagieren. Was ich vielleicht noch sagen will, wenn es von Bedeutung ist: Wie ich begonnen habe, diesen Schwenk in Richtung fachlich/wissenschaftlich zu machen, mich meteorologisch weiterzubilden, habe ich mir auch eine gute Wetterstation installiert und eine Website begonnen, aufzubauen. Dort sind auch meine drei Hobbys repräsentiert: Metorologie/Klima, Fotografie und Tourenberichte.

Vielen Dank für das Gespräch!


Wenn auch Sie Interesse daran haben, von mir zu Ihrer Tätigkeit als Citizen Scientist interviewt zu werden, können Sie sich gerne per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden! Ich freue mich schon auf alle weiteren Gespräche. Bleiben Sie also gespannt!

Hier kommen Sie zur Homepage von Wettermelden.at.

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Kommentare 1

Daniel Dörler am Mittwoch, 30. März 2022 13:51

Herzlichen Dank für dieses tolle Interview mit diesen sehr eindrücklichen, persönlichen Erlebnissen.

Herzlichen Dank für dieses tolle Interview mit diesen sehr eindrücklichen, persönlichen Erlebnissen. :)
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