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Eurobarometer 2021 - ein Blick auf Wissenschaftsbeteiligung

Eurobarometer 2021 - ein Blick auf Wissenschaftsbeteiligung Aga Maszota, Pixabay Lizenz (https://tinyurl.com/bdbajwye)

Wenn man derzeit das Gefühl hat, dass die Österreicher*innen nicht besonders viel von Wissenschaft halten, dann finden wir in der neuesten Eurobarometerumfrage zur Einstellung der europäischen Bevölkerung zu Wissenschaft und Forschung die Bestätigung dafür. 

Kurz zusammengefasst: die Ergebnisse aus österreichischer Sicht sind absolut niederschmetternd. Österreich rangiert bei der Einstellung seiner Bevölkerung zu Wissenschaft und Forschung immer auf den letzten Plätzen, egal ob es um den positiven Einfluss von Wissenschaft auf die Gesellschaft (drittletzter Platz), die Lust etwas über Wissenschaft zu lernen (vorletzter Platz) oder die Einschätzung bestimmter Charaktereigenschaften von Wissenschaftler*innen ist (intelligent: drittletzter Platz; kollaborativ: letzter Platz; ehrlich: vorletzter Platz). Mehr dazu im Blogbeitrag von Florian Freistetter.

Spannenderweise sind Österreicher*innen zwar wenig an Wissenschaft interessiert, beteiligen sich aber vergleichsweise oft an wissenschaftlichen Projekten (Platz 7). Und genau diesen Bereich möchten wir uns heute näher ansehen.

Wir möchten uns dem Bereich der der Umfrage widmen, welcher unter der Überschrift „Citizens' engagement with science and technology" (grob übersetzt: Das Engagement von Bürger*innen in Wissenschaft und Technologie") im Eurobarometerbericht zu finden ist, denn darin sehen wir auch Citizen Science vertreten. Unter diesem Gesichtspunkt werden aber viele Bereiche der Beschäftigung mit Wissenschaft und Technologie zusammengefasst, darunter das Schauen von wissenschaftlichen Dokumentationen bzw. das Lesen von wissenschaftlichen Texten, der Besuch von Wissenschaftsmuseen, das Sprechen über Wissenschaft und Technologie mit Freunden und Familie, die Beschäftigung mit Wissenschaft in der Freizeit, der Besuch von wissenschaftlichen Demonstrationen, das Zurververfügungstellen von persönlichen Daten für die Forschung, die aktive Beteiligung an Forschungsprojekten, die Teilnahme an Aktivitäten von NGOs zu Wissenschafts- bzw. Technologiethemen oder auch die Teilnahme an klinischen Studien.

Die Ergebnisse in diesem Bereich sind zwar ein bisschen besser als jene, die Florian Freistetter vorgestellt hat, berauschend sind sie allerdings oft auch nicht. Alle Grafiken wurden direkt aus dem Eurobarometer entnommen. 

Österreicher*innen schauen demnach nicht wirklich gerne wissenschaftliche Dokumentationen oder lesen gerne wissenschaftliche Texte:

Sie sprechen auch eher selten über Wissenschaft und Technologie mit Freund*innen und Familie:

  Bei Museumsbesuchen sind wir im hinteren Mittelfeld:

Überraschend kommt dann das folgende Ergebnis: Obwohl Österreicher*innen weniger wissenschaftliche Dokumentationen anschauen und auch wissenschaftliche Texte weniger lesen als viele andere Europäer*innen, beschäftigen sie sich doch vergleichsweise oft mit wissenschaftlichen Problemstellungen in ihrer Freizeit.

Beim Unterzeichnen von wissenschaftlichen Petitionen oder bei der Teilnahme an Demonstrationen zu wissenschaftlichen Themen sind wir sogar im ersten Drittel zu finden:

Dies sagt natürlich nichts dazu, ob die Menschen für oder gegen etwas unterzeichnen oder demonstrieren (wenn man sich die Ergebnisse im Beitrag von Florian Freistetter anschaut, dann wurde vermutlich gegen eine wissenschaftliche Methode oder Entwicklung demonstriert oder unterzeichnet).

Bei der Frage, ob die Österreicher*innen persönliche Daten für die Forschung zur Verfügung stellen, sind wir im Mittelfeld zu finden:

Und ein gewisses Interesse scheinen die Österreicher*innen schon an Wissenschaft und Technologie zu haben, denn zumindest sind sie sehr oft bei öffentlichen Meetings oder Debatten zu wissenschaftlichen Themen dabei (Platz 3):

Ein Ergebnis, das uns natürlich sehr freut, ist das folgende: Österreicher*innen beteiligen sich vergleichsweise oft an wissenschaftlichen Projekten (Platz 7):

Auch an Aktivitäten zu wissenschaftlichen Themen von NGOs sind Österreicher*innen oft beteiligt (Platz 3):

Und bei der Teilnahme an klinischen Studien sind wir auch im ersten Drittel zu finden:

Und ebenfalls überdurchschnittlich oft kontaktieren Österreicher*innen Behörden oder politische Vertreter*innen zu wissenschaftlichen Themen (Platz 2):

Auch unsere Computer vertrauen wir gerne der Wissenschaft an (Platz 4):

Also obwohl Österreicher*innen eine sehr kritische Einstellung zur Wissenschaft haben und oft auch die Relevanz von Wissenschaft und Technologie für ihr eigenes Leben nicht wahrnehmen können, beschäftigen sie sich doch auffallend oft mit Wissenschaft und Technologie und nehmen aktiv an wissenschaftlichen Projekten teil.

Nun könnte man aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre und der Demonstrationen der letzten Monate pessimistisch sein und denken, dass sich hier vor allem die Wissenschaftsfeindlichkeit widerspiegelt, und man sich in Österreich vor allem gegen die Wissenschaft engagiert. Wir sehen es aber als Chance: denn wenn sich Menschen mit Wissenschaft auseinandersetzen, dann ist ein erster wichtiger Schritt getan (nichts wäre gefährlicher, als eine Gesellschaft, der die Wissenschaft egal ist). Die Ergebnisse der Eurobarometerumfrage sollten daher ein Aufruf an die Wissenschaftler*innen und auch Fördergeber sein zu zeigen, wie Wissenschaft funktioniert. Denn wie es in unserer Vision auch heißt, soll Wissenschaft von jedem Menschen als Werkzeug verstanden und zu friedlichen Zwecken angewandt werden um GEMEINSAM AKTIV den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft begegnen zu können. Österreich forscht ermöglicht allen Menschen einen Zugang zu Wissenschaft: denn ALLE können Teil eines erfolgreichen Forschungsprojekts sein.

Quelle:

Special Eurobarometer 516 – April-May 2021
"European citizens' knowledge and attitudes towards science and technology"

Catalogue number NA-01-21-172-EN-N
ISBN 978-92-76-41143-7
DOI doi:10.2775/071577

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Kommentare 1

Walburg Steurer am Donnerstag, 07. April 2022 17:18

Lieber Daniel,
Danke für diesen spannenden Beitrag, der angesichts der für Österreich wenig erfreulichen Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage auch einen positiven Blick in die Zukunft wirft und aufzeigt, wo es Potential gibt, Wissenschaft und Forschung allen zugänglich zu machen!

Auch beim OeAD haben wir die Eurobarometer-Umfrage als Anlass genommen, eine neue Initiative zu starten. Die Initiative #YoungScienceRocks möchte sie vor allem bei der jungen Generation Interesse für Wissenschaft und Forschung wecken.

Wir freuen uns auch ganz besonders, dass wir Florian Freistetter für die Podiumsdiskussion Wenn Vertrauen fehlt. (Neue) Herausforderungen für Wissenschaftskommunikation im Kontext anhaltender Wissenschaftsskepsis am 23. Mai 2022 von 14:00 – 16:00 Uhr gewinnen konnten. Außerdem am Podium: Kathrin Vohland (Generaldirektorin NHM), Martina März (Vizerektorin Universität Klagenfurt) und Claus Oberhauser (PH Tirol, Universität Innsbruck). Jetzt anmelden!

Lieber Daniel, Danke für diesen spannenden Beitrag, der angesichts der für Österreich wenig erfreulichen Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage auch einen positiven Blick in die Zukunft wirft und aufzeigt, wo es Potential gibt, Wissenschaft und Forschung allen zugänglich zu machen! Auch beim OeAD haben wir die Eurobarometer-Umfrage als Anlass genommen, eine neue Initiative zu starten. Die Initiative [url=https://youngscience.at/de/aktuelles/artikel/2022/03/neue-kampagne-youngsciencerocks]#YoungScienceRocks[/url] möchte sie vor allem bei der jungen Generation Interesse für Wissenschaft und Forschung wecken. Wir freuen uns auch ganz besonders, dass wir [url=https://www.citizen-science.at/blog/oesterreich-und-die-wissenschaft-eine-komplizierte-beziehung]Florian Freistetter[/url] für die Podiumsdiskussion [url=https://zentrumfuercitizenscience.at/de/aktuelles/artikel/2022/04/podiumsdiskussion-zu-wissenschaftsskepsis-wenn-vertrauen-fehlt]Wenn Vertrauen fehlt. (Neue) Herausforderungen für Wissenschaftskommunikation im Kontext anhaltender Wissenschaftsskepsis[/url] am 23. Mai 2022 von 14:00 – 16:00 Uhr gewinnen konnten. Außerdem am Podium: Kathrin Vohland (Generaldirektorin NHM), Martina März (Vizerektorin Universität Klagenfurt) und Claus Oberhauser (PH Tirol, Universität Innsbruck). Jetzt anmelden!
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