Mit welcher Desinformation werden Jugendliche online eigentlich selbst konfrontiert? Im Rahmen des Projekts YCSAD wollten wir das herausfinden und baten die Citizen Scientists, selbst auf Spurensuche nach Desinformation zu gehen – und die Ergebnisse waren beeindruckend.
An drei Schulen – der HTL St. Pölten, der HLW Tulln und dem BRG Krems Ringstraße – sammelten Schüler:innen Links, die ihnen im Netz verdächtig vorkamen. Ob TikTok, Instagram oder YouTube: Die Jugendlichen wurden zu digitalen Detektiv:innen und trugen über 400 Beiträge zusammen, die möglicherweise Desinformation enthielten. Dabei sollten sie auch begründen, warum sie den jeweiligen Inhalt für fragwürdig hielten. Die Antworten reichten von spontanen Einschätzungen wie „Das kann nicht echt sein" bis hin zu reflektierten Kommentaren wie „Das am Anfang ist Fake und das wird auch im Video erklärt".
Das Forschungsteam analysierte anschließend die Linkliste und kategorisierte die Inhalte. Überraschend: Die Mehrheit der Beiträge (217) wurde nicht als absichtliche Täuschung eingestuft. Dennoch fanden sich zahlreiche Beispiele mit klarer Desinformationsabsicht – ein deutliches Zeichen dafür, wie präsent das Thema im Alltag der Jugendlichen ist.
In einer zweiten Workshoprunde wurden ausgewählte Links als Kärtchen aufbereitet – mit Screenshot, QR-Code und Link zum Originalbeitrag. Die Schüler:innen sollten in Gruppen die Inhalte ansehen und auf einem Poster mit den Kategorien „keine Desinformation", „unsicher" und „Desinformation" einordnen. Die Diskussionen, die dabei entstanden, waren lebendig, kritisch und oft überraschend. Besonders spannend: Welche Beiträge laut Schüler:innen eindeutig Desinformation waren – und welche zu Unsicherheit oder intensiver Diskussion führten.
Ein Highlight war der Besuch des ORF während unseres Workshops an der HLW Tulln. Aus rechtlichen Gründen ist der Beitrag nicht mehr online, dennoch gewannen dadurch viele Menschen Inhalte in die Aktivitäten der Schüler:innen.
Was folgt? Jetzt sind wieder wir Forscher:innen gefragt. Die Ergebnisse der Workshops werden ausgewertet und für weitere Runden mit den Schüler:innen aufbereitet. Denn eines ist klar: Die Jugendlichen haben nicht nur ein gutes Gespür für Desinformation – sie haben auch viel dazu zu sagen.
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