© Michaela Sonnleitner
Institution: Austrian Barcode of Life – Koordination
Projektleitung: Nikolaus Szucsich
Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7, A-1010 Wien, Österreich
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Telefon: + 43 (1) 523 7302 135

ABOL-BioBlitze

Neben der Klimakrise ist die globale Biodiversitätskrise eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Um unsere Biodiversität effizient schützen und Änderungen frühzeitig feststellen zu können, ist ein engmaschiges Monitoring unserer Biodiversität notwendig. Dabei können moderne molekularbiologische Methoden eine Schlüsselrolle spielen, eine davon ist eDNA-Metabarcoding. Bei dieser Methode werden spezifische Abschnitte der DNA zum Nachweis von Organismen in Umweltproben verwendet. So lässt sich zum Beispiel anhand von nur einem Liter Teichwasser zeigen, welche Arten an Amphibien, Fischen und Insekten in diesem Gewässer leben. Führt man solche Analysen regelmäßig durch, bleibt das Verschwinden von Arten nicht unbemerkt und es können entsprechende Maßnahmen gesetzt werden. Grundvoraussetzung dafür ist jedoch eine möglichst vollständige Referenzdatenbank, in der die sogenannten DNA-Barcodes (das sind standardisierte, artspezifische Abschnitte der DNA) aller Arten hinterlegt sind und mit der die DNA-Abschnitte aus der Umweltprobe verglichen werden können. Die ABOL-Initiative (Austrian Barcode of Life) setzt sich dafür ein, die Referenzdatenbank für in Österreich vorkommende Arten an Tieren, Pflanzen und Pilzen zu füllen und der Allgemeinheit zugänglich zu machen. ABOL arbeitet dabei mit den größten nationalen Forschungseinrichtungen zusammen und ist auch international vernetzt.

Im Rahmen eines ABOL-BioBlitz haben alle interessierten Personen die Möglichkeit bei dem Aufbau der Referenzdatenbank mitzuhelfen! Die ABOL-BioBlitze sind (meist) an jährlich stattfindende „Tage der Artenvielfalt“ angegliedert, die von Nationalparks, Biosphärenparks oder Vereinen organisiert werden und in verschiedenen Regionen Österreichs stattfinden. Bei diesen Veranstaltungen treffen sich Biodiversitätsexpert*innen, um innerhalb von 24 Stunden die Biodiversität in einem klar abgegrenzten Gebiet zu erfassen. Bei diesen Expert*innen handelt es sich jedoch nicht nur um Mitarbeiter*innen von Forschungsinstitutionen, sondern häufig auch um Privatpersonen, also Citizen Scientists, die ihre entsprechende Expertise oft über Jahrzehnte aufgebaut haben. Im Rahmen der ABOL-BioBlitze werden Arten nicht nur dokumentiert, sondern auch genetisch analysiert, also DNA-Barcodes erstellt. Dabei werden Gewebeproben von Tieren (hauptsächlich wirbellose Tiere), die von Expert*innen gesammelt und bestimmt wurden, an das ABOL-Team übergeben, das die Erstellung des DNA-Barcodes veranlasst. Die entsprechenden Daten werden anschließend in der Internationalen, frei zugänglichen Datenbank (BOLD) veröffentlicht.
Im Fall, dass ein Individuum durch den Citizen Scientist nicht auf Artniveau bestimmt werden kann, bemüht sich ABOL um die Bestimmung durch einen Experten oder eine Expertin. Dadurch können auch all jene Sammler*innen Funde beisteuern, die keine ausgewiesenen Spezialisten für die entsprechenden Organismengruppen sind. Ist für ein durch einen Citizen Scientist bestimmtes Individuum bereits ein Referenzbarcode vorhanden, kann die Bestimmung genetisch verifiziert werden. Stimmt die genetische Bestimmung mit der morphologischen Bestimmung jedoch nicht überein, erfolgt eine Rückmeldung, wodurch der Citizen Scientist die Möglichkeit hat, die Bestimmung zu revidieren. Dieser Prozess ermöglicht es den Citizen Scientists, die eigenen Kompetenzen weiter auszubauen. Differenzen in der Bestimmung können aber auch der Hinweis auf sogenannte kryptische, also noch unbeschriebene, Arten sein und weitere wissenschaftliche Untersuchungen erforderlich machen.

Durch die ABOL-BioBlitze wird nicht nur die Referenzdatenbank als Grundlage für zukünftige Monitorings befüllt, sondern es wird auch das erarbeitete Wissen von privaten und institutionell gebundenen Expert*innen langfristig gesichert. Die Ergebnisse der ABOL-BioBlitze werden alle ca. zwei Jahre in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht, wobei alle Teilnehmer*innen mitwirken können. Für alle, die nicht nur Organismen sammeln, sondern auch den grundlegenden Umgang mit DNA-Barcoding-Daten lernen möchten, bietet ABOL regelmäßige Workshops an!

Was bisher geschah

Der erste ABOL-BioBlitz fand 2019 beim GEO-Tag der Natur im Biosphärenpark Nockberge statt, bis Ende 2020 folgten neun weitere in insgesamt fünf Bundesländern. Vierzig Personen sammelten 2.172 Individuen bzw. 1.040 Arten. Von den meisten Individuen konnten DNA-Barcodes erstellt werden und stehen seit 2022 in der Barcoding-Referenzdatenbank BOLD nationalen und internationalen Forscher*innen zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse wurde in der Zeitschrift Acta ZooBot unter Mitwirkung vieler ABOL-BioBlitz-Teilnehmer*innen publiziert. Auch 2021 und 2022 wurden zahlreiche ABOL-BioBlitze durchgeführt und 2023 folgen weitere. Die Ergebnisse der bisherigen Aktionen sind auf der ABOL-Homepage zusammengefasst, wo sich im ABOL-Blog auch Rückblicke zu jedem einzelnen ABOL-BioBlitz finden.

Wer zukünftige ABOL-BioBlitze nicht verpassen möchte, kann sich auch beim ABOL-Newsletter anmelden!

 

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  • Tiere
Gelesen 180 mal| Letzte Änderung am Dienstag, 09 Mai 2023 08:45