Von Daniel Dörler auf Dienstag, 26. Januar 2021
Kategorie: Literatur

Was ist Citizen Science? Die Herausforderung einer Definition

Aufmerksame Leser*innen unseres Blogs werden schon öfter Beiträge zu dieser sehr zentralen Frage im Bereich Citizen Science gesehen haben und wissen damit, dass gerade die österreichische Citizen-Science-Community zur Beantwortung dieser Frage schon einiges beigetragen hat. Die Arbeitsgruppe für Qualitätskriterien für Citizen Science Projekte auf Österreich forscht hat sich schon bei der Entwicklung dieser Kriterien intensiv mit dieser Frage beschäftigt, und einige der Mitglieder der Arbeitsgruppe haben auch mit der Veröffentlichtung einer Opinion in PNAS eine internationale Debatte zu dieser Frage ausgelöst. Umso mehr freut es uns, dass wir auch Teil des Autor*innenteams im Kapitel "What is Citizen Science? The Challenges of Definitions" im Buch "The Science of Citizen Science" sein durften, das in einem ausführlichen Blogbeitrag von Katrin Vohland vorgestellt wurde.

In diesem Kapitel befassen wir uns mit der immerwährenden Frage "Was ist Citizen Science?", indem wir die damit zusammenhängende Frage stellen, warum es eine Herausforderung ist, Citizen Science zu definieren. In den letzten anderthalb Jahrzehnten haben sich Typologien, Definitionen und Kriterien für die Qualifizierung von Citizen Science herausgebildet. Dennoch scheint Citizen Science als Feld etwas resistent dagegen zu sein, sich einer Definition zu unterwerfen. Stattdessen gibt es intensive Diskussionen darüber, welche Art von Aktivitäten und Praktiken darin enthalten sein sollten. In diesem Kapitel untersuchen wir, wie Citizen Science je nach Kontext unterschiedlich definiert wurde. Wir tun dies aus einer europäischen Perspektive, wo die Vielfalt der nationalen und subnationalen Strukturen auch zu einer Vielfalt von Praktiken geführt hat. Vor diesem Hintergrund zeigen wir die Kompromisse auf, die mit der Priorisierung dieser verschiedenen Ziele und Zwecke von Citizen Science verbunden sind. 

Das Verständnis dieser Unterschiede und ihres Ursprungs ist vor allem für Praktiker*innen und politische Entscheidungsträger*innen wichtig, denn speziell Programme zur Förderung von Citizen Science sind davon abhängig, dass eindeutig definiert ist, was sie fördern, also letztlich auch, was sie als Citizen Science einstufen. In diesem Kapitel legen wir einen Fokus auf die Notwendigkeit von Definitionen und Kriterien für spezifische Kontexte, und wie Menschen in unterschiedlichen Rollen sich der Frage "Was ist Citizen Science?" nähern. 

Große Relevanz hat diese Frage natürlich auch für Citizen-Science-Plattformkoordinator*innen, denn auch sie müssen entscheiden, welche Projekte sie auf ihren Plattformen listen und welche nicht. Wie diese Frage in Österreich gelöst wurde, kann im Blogbeitrag "Gemeinsame Entwicklung und Umsetzung von Qualitätskriterien"" nachgelesen werden. Auf internationaler Ebene gibt es noch wenige Plattformen, die sich auf ähnlich transparente und inklusive Weise dieser Frage gestellt haben. Doch eine Arbeitsgruppe der European Citizen Science Association mit dem Titel Citizen Science Networks widmet sich genau dieser Frage. 

Sie sehen also, dass Citizen Science sich im Moment in einer sehr spannenden Phase befindet, die für die weitere Entwicklung dieser Methode richtungsweisend sein könnte.

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