Amphibien gehören weltweit zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen – vor allem durch den Verlust ihrer Lebensräume und Laichgewässer. In Städten und stadtnahen Gebieten verschärft sich die Situation zusätzlich durch Zersiedelung und Versiegelung: Teiche, Tümpel und Rückzugsmöglichkeiten verschwinden oder sind durch Barrieren voneinander getrennt. Umso wichtiger ist es, im urbanen Raum gezielt Lebensräume zu erhalten oder neu zu schaffen. Als engagierte Naturschützer*innen sollten wir alles in unserer Macht Stehende tun, um den Fortbestand der Arten zu sichern – etwa durch eine geeignete Teich- und Gartengestaltung, die Fortpflanzung und Rückzug gleichermaßen ermöglichen. Im folgenden Beitrag beantworten wir die von unseren Teichprofis häufig gestellte Fragen rund um Amphibien im eigenen Garten.
Genetische Vielfalt bei Amphibien im (sub-)urbanen Lebensraum – ist Durchmischung wichtig?
Ja. Im städtischen und stadtnahen (sub-urbanen) Raum sind natürliche Lebensräume häufig stark fragmentiert, das heißt: durch Straßen, Bebauung, Zäune oder andere Barrieren in viele kleine, voneinander getrennte Bereiche zerschnitten. Dazu zählen auch Gartenbiotope, andere Kleingewässer und Parks. In solchen zergliederten Landschaften ist genetische Durchmischung besonders wichtig, um stabile und gesunde Amphibienpopulationen zu erhalten. Fehlt der genetische Austausch, drohen Inzucht, genetische Verarmung und somit eine höhere Krankheitsanfälligkeit. Um dem entgegenzuwirken, sollten ökologische Verbindungen zwischen den Teilhabitaten geschaffen oder erhalten werden – etwa durch Grünflächen oder durchlässige Gartenzäune ohne Betonsockel, die Zu- und Abwanderung ermöglichen.
Wichtig zu erwähnen ist, dass das eigenständige Umsetzen von Amphibien verboten ist, da dadurch in das natürliche Gleichgewicht der Populationen eingegriffen wird.
Werden Amphibien von Pools angezogen?
In Regionen, in denen natürliche Laichgewässer fehlen oder stark gestört sind, können Amphibien gelegentlich künstliche Gewässer wie Rückhaltebecken oder Pools aufsuchen, wenn diese gewisse Bedingungen erfüllen (z. B. fischfrei, ruhig, stehend wasserführend). Bei der Suche nach geeigneten Laichgewässern orientieren sich Amphibien an Feuchtigkeit, akustischen Signalen (z. B. rufende Männchen), aber auch an chemischen Signalen (z. B. Gerüche von stehendem Wasser). Falls sich Amphibien dabei entscheiden künstliche Schwimmbecken zu besuchen, können diese Becken in manchen Fällen jedoch ökologische Fallen darstellen – insbesondere dann, wenn Ausstiegshilfen fehlen und die Tiere das Gewässer nicht mehr selbstständig verlassen können.
Sind Chlorpools für Amphibien gefährlich?
Ja. Chlorierte Schwimmbecken stellen ein ernsthaftes Risiko für Amphibien dar. Ihre empfindliche Haut kann durch Chlor stark geschädigt werden, da Chlor die Schleimhaut angreift, welche sie vor Austrocknung oder Krankheiten schützt. Bereits geringe Konzentrationen sind auch für Eier und Larven gefährlich, da es zu Missbildungen oder anderen Entwicklungsstörungen führen kann.
Besiedlung von Amphibien nach Projektende* – wie wahrscheinlich ist das?
Neue Teiche können oftmals bereits innerhalb weniger Jahre besiedelt werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: Der Zugang zum Gewässer darf nicht durch Barrieren wie Zäune oder versiegelte Flächen versperrt sein und das Gewässer selbst muss attraktiv sein – etwa durch ein ausreichendes Nahrungsangebot, geeignete Wassertiefe und das Fehlen von Fischen. Ebenso entscheidend ist eine naturnahe Umgebung mit Versteckmöglichkeiten wie geeignete Ufervegetation, Totholz oder Steinstrukturen. Von Vorteil ist es außerdem, wenn Amphibienpopulationen bereits in der Nähe existieren. In urbanen Gebieten wie Wien, wo zunehmend Grünflächen und Brachen verbaut werden, kann die Ansiedlung jedoch erschwert sein. Dennoch zeigen Studien, dass selbst in städtischen Räumen eine spätere Besiedlung möglich ist, wenn wandernde Amphibien Zugang finden und der Teich dauerhaft als geeignetes Habitat wahrgenommen wird.
* Diese Frage stammt von einem Teichprofi im Rahmen des Projekts AmphiBiom – Teichinitiative. Im Projekt erhielten die Teichprofis jeweils eine Teichschale, um über zwei Jahre die Besiedelung durch Insekten und Amphibien zu beobachten. Das Projekt endet Ende 2025, die Teichschalen verbleiben anschließend bei den Teichprofis.
Welche Bedingungen muss ein Teich erfüllen, damit Amphibien ihn nutzen?
Das hängt stark davon ab, welche Arten man fördern möchte – denn jede Amphibienart stellt unterschiedliche Anforderungen an ihr Laichgewässer. Es gibt jedoch einige grundlegende Kriterien, die die Besiedlung begünstigen: Dazu zählen etwa Fischfreiheit, eine gute Zugänglichkeit des Teiches sowie eine naturnahe Gartengestaltung mit reichlich Strukturen, die Versteckmöglichkeiten bieten. Werden diese Bedingungen erfüllt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Amphibien – aber auch andere wichtige Organismen wie Libellen, Reptilien, Vögel und Säugetiere im Garten ansiedeln.
Alle wichtigen Hinweise und Empfehlungen finden Sie in unserem Ratgeber „Amphibienfreundliche Teich- und Gartengestaltung" – jetzt ansehen und herunterladen!
Dieses Projekt wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft gefördert.