Wie leben Wildtiere in unseren Städten – und wie gut kommen sie mit uns Menschen zurecht? Eine neue wissenschaftliche Studie, die auf Daten aus den Citizen-Science-Projekten StadtWildTiere.at und Roadkill.at basiert, liefert spannende Einblicke in das Stadtleben zweier bekannter, aber sehr unterschiedlicher Säugetiere: Igel und Dachse.
Die Studie mit dem Titel "Urban wildlife monitoring using citizen science suggests that European hedgehogs and badgers select different habitats" konnten wir in der Fachzeitschrift Web Ecology veröffentlichen.
Citizen Scientists als WildtierforschendeDas Besondere an dieser Untersuchung: Die Daten stammen nicht aus klassischen Wildtiererhebungen, sondern aus Beobachtungsmeldungen von Citizen Scientists. Zwischen 2012 und 2023 wurden in Wien 356 Igel- und 918 Dachs-Sichtungen gemeldet. Dank dieser vielen Hinweise konnten die Forschenden untersuchen, welche städtischen Lebensräume von den beiden Arten bevorzugt werden – und wo sie sich aus dem Weg gehen.
Stadtgrün ja, Ackerland neinSowohl Igel als auch Dachse wurden vor allem dort beobachtet, wo bebautes Gebiet und Grünflächen wie Parks, Wiesen oder Gärten aufeinandertreffen. Solche Übergangsbereiche bieten Verstecke, Nahrung und Zugang zu menschlichen Strukturen. Weniger beliebt waren hingegen Ackerflächen – wahrscheinlich, weil sie nachts kaum Schutz bieten und dort auch weniger Nahrung zu finden ist.
Interessant ist auch der Einfluss des Geländes:
- Igel wurden vor allem in flacheren Gebieten gemeldet.
- Dachse hingegen wurden eher in Hanglagen gesichtet
Obwohl beide Arten ähnliche Lebensräume nutzen, zeigte sich in den Meldedaten ein deutliches Muster: Dort, wo Dachse vorkamen, wurden kaum Igel beobachtet. Ob dies auf Konkurrenz um Nahrung, Störungen oder räumliche Vermeidung zurückzuführen ist, bleibt offen – die Daten liefern jedoch einen wichtigen Hinweis darauf, dass die beiden Arten in der Stadt unterschiedliche Nischen besetzen könnten.
Citizen Science als Schlüssel zum Verständnis
Die Studie zeigt eindrucksvoll, wie wertvoll Citizen Science für das Verständnis von Stadtökologie ist. Viele städtische Flächen – besonders Privatgärten – sind für klassische Forschungsprojekte schwer zugänglich. Meldungen von engagierten Citizen Scientists schließen diese Lücken und helfen, Wildtiere in Städten besser zu schützen.
Wir schlussfolgern daraus, dass Citizen-Science-Projekte ein Vorbild für andere Städte sein können, um menschlich-tierische Koexistenz besser zu verstehen und mögliche Konflikte frühzeitig zu erkennen.
Hier können Sie die Originalstudie lesen: Urban wildlife monitoring using citizen science suggests that European hedgehogs and badgers select different habitats