Roadkill Citizen Scientists VII - westrad pixabay Lizenz 652234 (https://pixabay.com/de/photos/radweg-straßenschild-fahrradschild-3444914/)

Leise rollt mein Rad über den glatten Asphalt. Meine Kette schnarrt, der Lenker knarzt. Mein Blut pocht hinter der Schläfe, der Schweiß rinnt von der Stirn und mit dem Stampfen der Beine drehen sich die Pedalen.Mein Blick gleitet irr über die graue Fläche, der Atemrhythmus passt sich der Steigung des Weges an. Vor 10 Jahren habe ich so begonnen, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren - 15 km, 300 Höhenmeter. Nachdem mein Körper an die Belastung gewöhnt war, wurde mein Blick offener für meine Umgebung - ich bemerkte erstmal was "da draußen" eigentlich alles rumlag. Weggeworfene Einweg-Pfand-Flaschen, die eingesammelt immerhin 25 ct das Stück brächten - und viele tote Tiere. Wie achtlos meine Mitmenschen mit ihrer Umwelt doch umgehen, dachte ich. Und versuchtemich damit künstlerisch mit den mir gegebenen Mitteln auseinanderzusetzen. Dass tote Tiere zu fotografieren hier in Deutschland ein Tabu ist, und überhaupt die Aufmerksamkeit darauf zu legen verpönt - merkte ich erst, als ich es tat. Daraus resultiert für mich Distanz einzuhalten - keine effekthaschende Inszenierung, kein Spiel mit dem Licht, sondern dokumentarisch, der Blick grade von oben, die Bildebene dem Untergrund gleich. Dass ich ein Maßband als Größenreferenz danebenlege, unterstreicht mein Bemühen, mich möglichst sachlich mit diesem Thema befassen.Denn als ich begann für diese Plattform zu sammeln, habe ich direkt zwei Hypothesen vorgelegt, die ihrer Falsifizierung harren: 1.) es werden immer weniger Tiere überfahren2.) die Individuen, die es erwischt, werden immer kleiner Um hier eine möglichst saubere Datenlage zu erhalten, beschränke ich mich bei der Dokumentation fast nur auf meinen werktäglichen Weg zur Arbeit. Ich nehme an (noch 'ne Hypothese), dass ein gleichbleibender Anteil von Tieren der jeweiligen Population überfahren wird, und somit durch das Sammeln von Roadkill Rückschlüsse sowohl Menge als auch Arten"vielfalt" gezogen werden können. Hätte ich keinen Steinbruch in Wohnortnähe, hätte ich hier in einer deutschen Großstadt ohne großes Gewässer in der Nähe kaum noch etwas zu dokumentieren - erst Recht nicht nach dem Fortbleiben der Amseln.

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