Citizen-Science-Hackathon-Web-9 (c) Zsolt Marton

Wie können Studierende und Nachwuchswissenschafter*innen mit partizipativen Forschungsansätzen zur Lösung konkreter gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Hackathons Citizen Science meets Societal Challenges.

Zeitgleich zur 6. Österreichischen Citizen Science Konferenz, von 15.-16. September 2020, nahmen 11 Personen aus vier (Fach-)Hochschulen und unterschiedlichen Disziplinen beim #CSHackathon2020 am Campus der Universität Wien teil. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Universität Wien im Rahmen des Projektes Wissenstransferzentrum Ost.

Inspiriert von Präsentationen zur Agenda 2030 (SDG Watch Austria) und aktuellen Problemstellungen der Stadt Wien arbeiteten drei interdisziplinäre Teams an digitalen Lösungsansätzen zu, in den Sustainable Development Goals formulierten, Herausforderungen – von Gesundheit und Wohlergehen bis hin zu Nachhaltige Städte und Gemeinden. Um die Teilnehmer*innen über eine mögliche Finanzierung ihrer Projekte zu informieren, präsentierte das Austria Wirtschaftsservice ihre aws Creative Impact Förderung.

Unterstützt wurden die Teams bei der technischen Umsetzung, beim Erstellen von Business Plänen und bei der Vorbereitung des Pitchs von Expert*innen verschiedener Kooperationspartner*innen – von den Start-Ups UpLeveled und Cortecs über das Netzwerk Zero Outage Industry Standard bis hin zur Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie.

Nach zwei Tagen intensiver Arbeit präsentierten die Teams ihre Ergebnisse vor einer Jury, bestehend aus João Alves, (Universität Wien, Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie), Katrin Vohland (Naturhistorisches Museum Wien) und Michaela Topolnik (Stadt Wien). Der erste Preis ging an das Projekt Greenovation; den zweiten Preis teilten sich die Projekte Flaschenpost und 1450. Gleich im Anschluss hatte das Gewinnerteam die Möglichkeit ihre Präsentation vor den Teilnehmer*innen der Österreichischen Citizen Science Konferenz zu halten.

Auf das Engagement der Bürger*innen setzte Greenovation, ein interdisziplinäres Projekt, dass Menschen die Möglichkeit bietet ihre Stadt und ihre Nachbarschaft nachhaltig zu entwickeln. Über eine Plattform können Interessensvertreter*innen Ideen teilen, diskutieren und, mit Hilfe von georeferenzierten Daten sogar visualisieren. Mit wenigen Mausklicks und ohne besondere Vorkenntnisse ist es so möglich, gewünschte Begrünungen, Zebrastreifen oder Gehsteige in Karten zu zeichnen und deren mögliche Auswirkung auf das Stadtbild zu veranschaulichen.

„Greenovation is a platform that empowers citizens to roll out changes in their lives and neighbourhoods. Greenovation is an easily accessible platform that brings together all stakeholders involved in urban renovation – citizens, private enterprises, and the municipality. It uses cutting edge technology to help citizens visualize and preview their ideas, using georeferenced data and a custom rendered online map. This map gives a preview of the suggested changes, be it greenery, an additional walkway, or zebra stripes, among others." (Greenovation)

Das Team, Flaschenpost – gestern, heute & morgen, hat sich dem Thema der sozialen Isolation und sozialer Partizipation angenommen. Sie erzählen von Waltraud, einer alten Dame, die mit der digitalen Welt nicht vertraut ist und zunehmend vereinsamt. Sie lernt über eine Werbung in der Ubahn „Flaschenpost" kennen und schreibt einen Brief, den sie zum Briefkasten in der Nachbarschaft bringt. „Flaschenpost" digitalisiert den Brief, kategorisiert ihn nach Interessensgebieten und vermittelt so Brieffreund*innen auf digitalem Wege. Waltraud erhält danach einen ausgedruckten Brief von Anna, die das Interesse für das Reisen mit ihr teilt.
„As a team of natural scientists, social scientists and software engineers, we have accepted the challenge to tackle this problem in a novel way: bridging the conversation between the digital active and the elderly – by including both modes of communication: digital messaging and paper mail." (Flaschenpost)

1450 knüpft an die schon bekannte telefonische Gesundheitsberatung, „Wenns wehtut! 1450" in Österreich an. Vor allem im Angesicht der aktuellen Covid-19 Situation, soll dieses Service auch der nicht Deutsch sprechenden Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Wenn es um Gesundheitsfragen geht ist die Sprachbarriere eine große Hürde, die mithilfe einer App überwunden werden soll. Über die App werden die für die Situation relevanten Daten abgefragt und die Anrufer*in/Klient*in im Anschluss mit einer Person der Gesundheitsberatung in der gewünschten Sprache verbunden.

Als Veranstaltungsteam war es eine wertvolle Erfahrung zu verfolgen, wie die Teilnehmer*innen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenfinden, offen für unterschiedliche Sichtweisen sind und teilweise auch ohne Programmierkenntnisse an digitalen Lösungen arbeiten. Innerhalb von wenigen Stunden Projekte zu gesellschaftlichen Herausforderungen, in einem interdisziplinären Team durchzuführen, ist eine intensive Erfahrung, die aber durchaus möglich und erstrebenswert ist.

Ein großes Dankeschön wollen wir hier auch an die Mentor*innen aussprechen, denen es gelungen ist innerhalb weniger Stunden drei sehr unterschiedliche Projekte in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Zu guter Letzt hoffen wir, dass die Teams von der Energie und den Inhalten des Hackathons profitieren und die eine oder andere Zusammenarbeit mit relevanten Partner*innen aus der Praxis entstehen wird.