Roadkill Citizen Scientists V - Daniela Loidl © Daniela Loidl

Mein Name ist Daniela Loidl, ich bin 45 Jahre alt. Ich arbeite für eine Filmproduktionsfirma die Naturdokumentationen produziert. Bereits in meiner Kindheit hat mich unsere Natur sehr begeistert, Flora und Fauna boten (und bieten mir immer noch) so viele Möglichkeiten, zu lernen, zu staunen und die natürlichen Zusammenhänge zu begreifen.

Seit fast 20 Jahren wohne ich im niederösterreichischen Weinviertel, pendle zwischen meinem Wohnort und dem Wiener Büro viele Kilometer im Jahr, und sehe nahezu täglich die verschiedensten tierischen Straßenverkehrsopfer. Die Straße, die durch meinen Wohnort führt, fordert auch ihren Blutzoll, darunter auch einige ‚meiner' Igel – Pflegefälle, die ich mühevoll gesundgepflegt, aufgepäppelt oder überwintert habe.

Nach meiner Schätzung waren es immer viele Opfer, die ich unterwegs auf den Straßen sah, doch sie gerieten bald wieder in Vergessenheit. Im Mai 2017 fand ich Projekt Roadkill – seitdem dokumentiere ich meine Funde. Die Liste der gesammelten Spots zeigt, wie erschreckend umfangreich das Sterben auf unseren Straßen ist. Nach mehr als 3 Jahren beim Projekt sind es über 1500 Einträge...traurige Fakten. Aber zumindest sind die Tiere nicht gänzlich anonym gestorben.

Ob Waldkauz oder Baummarder, Rotfuchs oder Grünspecht, Ringelnatter oder Ringeltaube, Fledermaus, Feldhamster, Kröte und Eidechse – sie alle fallen der menschlichen Mobilität zum Opfer. Selbst auf Autobahnen und Schnellstraßen, die mit Wildzäunen gesichert sind, sterben Tiere. Ortsgebiet ist trotz Tempo 50 (was leider von vielen Auto-Piloten nicht eingehalten wird) nach meiner Beobachtung, eines der gefährlichsten Pflaster für Kleintiere wie Singvögel, Igel, Eichhörnchen und Wechselkröten. Auf Freilandstraßen finden sich meist Feldhasen, Fasane, größere Tiere. Manche Strecken erweisen sich mittlerweile als ‚Todeszonen' – auf einem ca. 800m langen Straßenabschnitt, der rechts und links von Feldern gesäumt ist, fand ich im Beobachtungszeitraum 15 Feldhasen (…es bleibt zu vermuten, dass es weitere, unentdeckte, Opfer gab). Auch seltene, teils bedrohte Arten, wie Wiedehopf, Kiebitz, Fischotter musste ich bereits in mein Protokoll aufnehmen. Im Mäusesommer 2019 gab ich irgendwann auf, jede flache Wühlmaus zu dokumentieren – es waren derer zu viele…

Der rasante Verlust der Biodiversität ist erschreckend, wir Menschen sind daran, das natürliche System zu vernichten, das auch uns am Leben erhält. Die Zerstörung und der damit einhergehende Verlust naturbelassener Habitate, die intensive Land- und Forstbewirtschaftung, der Einsatz von Gift, die Vermüllung der Natur, all das sind bereits Faktoren, die unseren Wildtieren das Überleben erschweren – Roadkill ist nur ein Teil des Problems.

Es bleibt zu hoffen, dass die gewonnenen Daten zukünftig zu geeigneten Maßnahmen führen, um die Todesrate bei Wildtieren auf Straßen zu minimieren oder zumindest zu reduzieren – es wäre ein kleiner Beitrag, um dem Schwinden der Artenvielfalt entgegenzuwirken.

Bei vielen Verkehrsteilnehmern wäre Bewusstseinsbildung wünschenswert – aufmerksamer, rücksichtsvoller und vor allem etwas langsamer zu fahren, würde wohl auch einige Roadkills weniger bedeuten.