Screenshot_20211006-133912_Galler_20211006-114056_1 Ein Farbdokument: Stockerau vom Kirchturm aus gesehen. Zu einer Zeit, als die Autos noch nicht nur schwarz, grau und anthrazitfarben waren. © Stadtarchiv Stockerau

 Mit einem vollen Saal im Stadtmuseum wurde die neue Topothek der Stadt Stockerau der Öffentlichkeit übergeben. Aufgrund der strengen Coronavorschriften mussten leider manche Interessierte auf die Freischaltung der Topothek zu Hause warten – aber es hat sich gelohnt. Die Prämisse dieser Topothek ist, dass die Veränderung eines Status das Zuvorliegende zur Geschichte macht. So spannt sich der zeitliche Bogen von der Wappenurkunde aus 1514 bis zu den Brückenbauarbeiten 2019, die einen großen Eingriff in das bisherige Ortsbild schufen. Mit der Wappenurkunde und der Serie von Stadtansichten aus 1875, die in der Urkundensammlung des Stadtarchivs aufbewahrt sind, zeigt Möglichkeiten einer Topothek: einerseits möchte sie Privatpersonen die Möglichkeit geben, einen Einblick in ihre privaten Schätze zu gewähren. Andererseits möchte sie darüber hinaus einzelne Stücke aus dem Bestand des Archivs veröffentlichen, die wichtige Bausteine für die Stadtgeschichte sind. So spielt die Topothek eine Doppelrolle, indem sie eine reine Quellensammlung ebenso sein kann wie eine Vermittlungsplattform. Dass sich die virtuellen Tore des Museums über die Topothek öffnen, ermöglicht damit eine schöne Zusammenschau der Stadtansichten über die Zeit der Fotografie hinaus.

Bei der Eröffnungsveranstaltung, die von Bürgermeisterin Andrea Völkl mit glühenden Worten für das Aufbewahren der privaten Erinnerungsstücke begann, präsentierte Elisabeth Loinig vom Niederösterreichischen Landesarchiv die Leistungen ihrer Institution und verwies auf die Partnerschaft von Archiven und Topothek. Sonja Eder, Geschäftsführerin der LEADER Region Weinviertel-Donauraum, moderierte die Fragerunde und erläuterte das Projekt rund um die Topothek in ihrer Region. Alexander Schatek gab Einblicke in die Entstehung und Organisationsweise der Topothek und Gabriele Redl führte danach in die ausgewählten Beispiele ihrer schon knapp 1.000 Exponate zählenden Topothek. Mit einer stringenten Beschlagwortung und einer übersichtlichen Themenliste legt Topothekarin Gabriele Redl, die auch für das Stadtarchiv und -museum verantwortlich zeichnet, eine vorbildliche Topothek vor, die aufgrund ihrer Vielfältigkeit bestimmt viele Privatpersonen zur Anreicherung animieren wird. Starten Sie hier mit zwei zeitlichen Eckpunkten: vom Inserat der Stearin-Kerzen, deren „Dochte sich verkohlen und nicht geputzt werden dürfen", bis hin zum Bau der Eisenbahnunterführung im Zuge der Horner Straße. Geschichte beginnt jetzt.

Ein Haus mit wechselvoller Geschichte. Schloss, Fabrik, Bürogebäude, Ruine, Lagerraum, und nun Stadtmuseum und Eröffnungsort der Topothek. © A. Schatek