Schwalben MabelAmber, Pixabay Lizenz (https://bit.ly/31hJrcC)

In dieser Serie interviewe ich Citizen Scientists aus den verschiedensten Projekten, die auf Österreich forscht gelistet sind. Mein Ziel ist, die Vielfalt der Projekte und ihrer Teilnehmer*innen abzubilden sowie zu erforschen, wie Menschen auf Citizen Science stoßen, was für Aufgaben sie in ihren Projekten erfüllen und was sie an dieser Tätigkeit begeistert.

Dieses Mal habe ich mit Sabine Führer vom Projekt Wilde Nachbarn gesprochen. Dieses Interview wurde mit Unterstützung von Janette Siebert durchgeführt (Dankeschön!). 


Guten Tag! Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen?

Mein Name ist Sabine Führer. Ich war/bin, seit ich zurückdenken kann, ein Landmensch und kann nur für kürzere Zeit in der Stadt sein. Das hat nichts mit Romantik zu tun, sondern entspricht meiner sensitiven Art des Sehens und des Verstehen-Wollens, sowie meiner Empathie für Tiere und die Natur. Das, was mich unmittelbar umgibt, ist mir sehr wichtig, und ich bin willens, meine Kraft und Energie in diesen Lebenszyklus einfließen zu lassen. 

Wann haben Sie begonnen, sich mehr für Tiere in der Stadt zu interessieren und wie kam es dazu?

Auf dem Land gab es früher viele Leute, die Äcker/Wiesen/Gärten hatten und Tiere aufzogen. Die sogenannten "Nutztiere", und andere. Wir hatten unter anderem eine Ziege, und ich war schon als Kind verantwortlich, dass die jungen kleinen Ziegen bei der Mutter Milch trinken konnten. Freilauf für Tiere gab es damals nicht, und die Zicklein waren in einer Box. Ich musste sie herausnehmen und geduldig abwarten. Damals wuchs meine Liebe für diese Tiere.

Wie sind Sie auf das Projekt „Wilde Nachbarn" gestoßen?

Durch die Gemeindezeitung von Grafenwörth. Es wurde von einer Schwalbenzählung berichtet.

Was sind Ihre Aufgaben im Projekt? Was genau beobachten Sie? Wie zeichnen Sie ihre Beobachtungen auf?

Ich habe mir die Schwalben zum Hauptthema gemacht, obwohl mich auch andere Vögel und Tiere interessieren. Das, was ich gut beobachten kann, denn ich bin ja (meistens) vor Ort. Schwalbennester erkenne ich überall. Und für das typische Zwitschern habe ich ein Ohr. Meine Beobachtungen trage ich auf der Homepage "Wilde Nachbarn" ein. Und mittlerweile habe ich zu Fr. Janette Siebert so einen guten Draht, dass ich ihr die eine oder andere Beobachtung sowie meine Eindrücke/Meinungen per E-Mail schreibe.

Was war bisher Ihre spannendste Beobachtung?

Die vielen Schwalbennester beim Stift Dürnstein (Wachau). Es freut mich, dass das dort geduldet wird – das ist nicht selbstverständlich.

Wie stehen Sie zur Einbindung der Bevölkerung in die Wissenschaft? Was ist Ihr persönlicher Zugang zu Citizen Science? 

Was das Schwalbenprojekt betrifft, positiv. Studierende/Lernende können mit Hilfe der Bevölkerung mehr erreichen und erfahren. Bei anderen Bereichen bin ich eher skeptisch. Zum Beispiel Tauben in Städten: Diesen Tieren schlägt so viel Ablehnung entgegen, dass auch sehr gute "Aufklärung" nicht viel bringen würde. Dabei würde sich Tierschutz gerade hier sehr lohnen. Ich habe einmal versucht, über eine Stadtzeitung etwas für Schwalben/Tauben/Vögel in Krems/Donau zu erreichen. Aber meine Stimme zählt nicht viel. Verändert hat sich mein Vertrauen in "die große Menge", "die Leute". Ich glaube, dass die Mehrheit gleichgültig bis teilnahmslos gegenüber fremden Geschehen oder Leid ist. Das betrifft sowohl Menschen als auch Tiere. – Leider!

Was würden Sie anderen raten, die sich auch bei „Wilde Nachbarn" engagieren wollen?

Entspannt an die Sache herangehen. Es geht nicht um Leistung, sondern ums "Mit-Tun".

Vielen Dank für das Gespräch!